Neuropathie durch Chemotherapie

Neuropathie durch Chemotherapie

Neuropathie durch Chemotherapie

Durch Chemotherapie hervorgerufene neuropathische Beschwerden wie Schmerzen in den Fingern und Zehen (insbesondere an kalten Tagen) , Kribbeln und die Minderung des Tastempfindens gelten gemeinhin als unangenehme Beschwerden. Sie können nicht nur die Lebensqualität beeinträchtigen, sondern auch die Berufsfähigkeit reduzieren (z.B. wenn rasches Tippen am Computer erforderlich ist). In einigen Fällen führt sie auch zum Abbruch einer Chemotherapie und kann somit das Behandlungsergebnis gefährden. Da etwa 1/3 der Patienten die Chemotherapie erhalten davon betroffen sein könnten (in Abhängigkeit von den verabreichten Chemotherapie-Schemata), gilt die Neuropathie als recht verbreitete Nebenwirkung.

Autor: OA Dr. David Kuczer

neuropathie 1Ursache

Schäden an der Nervenhülle (Myelinscheide) durch sogenannte „neurotoxische Chemotherapeutika“ können zu fehlerhafter Weiterleitung der Nervenimpulse die (meist) von den Händen und Füßen ausgehen führen.

 

Beschwerdebild

Die Beschwerden verteilen sich meist über Hände und Füße. Folgendes wird dabei oft beschrieben:

  • Taubheitsgefühl, vermindertes Tastempfinden
  • Kribbeln und Stechen
  • Brennen
  • Kälteunverträglichkeit

Die Folge daraus sind Schwierigkeiten bei der Feinmotorik, etwa dem Zuknöpfen eines Hemdes, oder das Tippen am Computer bzw. Klavier spielen.

Auch der Gang kann unsicher werden, wenn man den Untergrund nicht mehr so gut einschätzen kann und deshalb zum Stolpern neigt. Andere Beschwerden betreffen die inneren Organe, wie z.B. Verdauungsbeschwerden oder Blasenentleerungsprobleme.

Wann tritt die Neuropathie auf und wie lange dauern die Beschwerden?

Oft können schon nach wenigen Zyklen Chemotherapie Beschwerden auftreten, die mit jedem weiteren Behandlungszyklus intensiver werden. Je nach Schweregrad können die Symptome binnen einiger Monate vergehen, aber evtl. auch dauerhaft bestehen bleiben.

Welche Substanzen könnten Neuropathie verursachen?

Die Wahrscheinlichkeit für den Eintritt von Beschwerden ist von der jeweiligen Substanz sowie der Behandlungsdosis abhängig. Zu den Substanzen die eventuell neuropathische Beschwerden verursachen könnten zählen u.a.:

  • Cisplatin
  • Carboplatin
  • Oxaliplatin
  • Vincristin
  • Vinorelbin
  • Vinblastin
  • Etoposid
  • Taxane
  • Thalidomid

etc…

Wer ist häufiger von Beschwerden betroffen ?

 

Theoretisch kann jeder behandelte Patient Beschwerden entwickeln. Etwas häufiger treten diese aber auf bei:

 

  • Diabetes
  • Mangelernährung
  • Alkoholabhängigkeit
  • Neuropathie in der Vorgeschichte

 

Wie behandelt man Neuropathie ?

 

In Abhängigkeit von der Schwere der Beschwerden können entweder Medikamente oder die Unterbrechung der Chemotherapie vom behandelnden Arzt vorgeschlagen werden.

Zu den oft verwendeten Medikamenten zählen meist Schmerzmittel und/oder:

  • Vitamin B Komplexe
  • Antidepressiva (z.B. Amitryptilin, Duloxetin)
  • Antiepileptika (z.B. Gabapentin, Pregabalin)
  • Lokale Vereisungsmittel bei schweren Schmerzen
  • Medikamente auf Capsaicin Basis

Ergänzende Therapien umfassen:

  • Massage
  • Physiotherapie
  • Akupunktur
  • TENS Stimulation
  • Biofeedback
  • Entspannungstechniken

Kann man das Auftreten von Neuropathie vermeiden oder mildern?

Die Substanzen zur Vermeidung der Neuropathie werden noch wissenschaftlich erforscht. Im Rahmen einer großen Phase 3 Studie zeigten sich Hinweise auf positiven Einfluß durch Acetyl-L-carnithin und/oder Glutamin.

Auch der Kältebehandlung (Cryotherapie) von Händen und Füßen während der Chemotherapie werden von Einigen gute Chancen beigemessen. Hierbei gibt es im Handel (z.B. USA, Kanada, England) mit Gel gefütterte Handschuhe und Socken, die am Tag vor der Therapie im Kühlschrank abgekühlt und kurz vor der Behandlung angelegt werden können.

Was kann ich tun wenn Beschwerden auftreten?

Der erste Schritt bei Auftreten von Beschwerden ist Ihren behandelnden Arzt anzusprechen und sich beraten zu lassen.

Weitere Maßnahmen umfassen:

  • Wahl bequemer Schuhe oder warmer Kleidung zum Schutz vor Kälte (Handschuhe, warme Socken)
  • Bewusstes und achtsames Hantieren bei Tätigkeiten, insbesondere wenn Verletzungsgefahr besteht (z.B. schneiden, kochen,..)
  • Auf „Stolperfallen“ zu Hause achten und evtl. Möbel oder andere Gegenstände (z.B. Gartenschlauch,..) so platzieren, dass man nicht unabsichtlich darüber fällt.
  • Vermeiden von allzu langem Stehen
  • Vermeiden von Alkohol
  • Bei Diabetes achtsames Einstellen des Blutzuckers durch Ernährung, Sport und Medikamente

Autor: OA Dr. David Kuczer

Quellen:

Albers, J. et al. Interventions for preventing neuropathy caused by cisplatin and related compounds. Cochrane Database of Systematic Reviews (Online). 2011 Feb 16;2:CD00f228.

Cleeland, C. et al. Assessment of cancer-related neuropathy and neuropathic pain. The Oncologist. 2010. 15 Suppl 2:13-8.

Grisham, J. Managing Chemotherapy Induced Peripheral Neuropathy after Cancer Treatment. Memorial Sloan Kettering Cancer Center. On Cancer: News and Insights from Memorial Sloan-Kettering. March 4, 2013.

Paice, J. Clinical challenges: chemotherapy-induced peripheral neuropathy. Seminars in Oncology Nursing. 2009. 25(2 Suppl 1):S8-19.

Sioka, C. and A. Kyritsis. Central and peripheral nervous system toxicity of common chemotherapeutic agents. Cancer Chemotherapy and Pharmacology. 2009. 63(5):761-7.

Smith, E. et al. Effect of duloxetine on pain, function, and quality of life among patients with chemotherapy-induced painful peripheral neuropathy: a randomized clinical trial. Journal of the American Medical Association. 2013. 309(13):1359-67.

Wolf, S. et al. Chemotherapy-induced peripheral neuropathy: prevention and treatment strategies. European Journal of Cancer. 2008. 44(11):1507-15.

http://lungcancer.about.com/od/chemotherapysideeffect1/a/Neuropathy-Chemotherapy.htm