Haare behalten trotz Chemotherapie

Haare behalten trotz Chemotherapie

Haare behalten trotz Chemotherapie

Den meisten Menschen ist Ihr Haar wichtig. Es symbolisiert Individualität, Stil, Schönheit und Gesundheit.

Der Verlust der Haare durch eine Chemotherapie wird von Vielen (und das betrifft nicht nur Frauen) als traumatisch empfunden. Nicht jeder möchte der Umwelt (oder dem Chef) zeigen dass man krank ist oder bemitleidet werden. Neben Perücken und Kopftüchern zur Verdeckung oder dem selbstbewussten Rasieren des Kopfes gibt es auch eine andere Alternative. Eine Methode die hilft das Haar trotz Chemotherapie zu behalten.

Autor: OA Dr. David Kuczer

Das hier vorgestellte System wird bereits seit einigen Jahren u.a. in Nordeuropa und den USA angewandt. In Österreich wird die Kühlung seit kurzem in wenigen Kliniken angewendet.

Es handelt sich um sogenannte „cold caps“, das sind Kappen aus Silikon, die die Kopfhaut während der Chemotherapie kühlen.

Systeme

Es gibt hierbei aktive Geräte mit direkter Kühlung über ein verbundenes Standgerät oder passive Kappen, die im Kühlschrank vorgekühlt werden.

 

 

 

 

 

Wirkmechanismus

Der Wirkmechanismus ist sehr einfach. In der gekühlten Haut verengen sich die Blutgefäße. Dadurch kommt weniger Chemotherapie in der Haarwurzel an und diese wird nicht „vergiftet“. Endeffekt: das Haar bleibt erhalten.

Wichtig ist, dass die Kappe lange genug genutzt wird, da es auch nach Entfernen der Infusion noch etwas dauert, bis die Chemotherapie durch die Nieren aus dem Blut herausgefiltert, bzw. von der Leber entgiftet wurde.

Anwendung

  • Cold caps werden im Kühlschrank gekühlt (passive Systeme).. Nicht einfrieren !
  • Es empfiehlt sich mindestens 2 Caps vorrätig zu haben
  • Anlage der 1.Cap ca. 20 min VOR BEGINN jeder Chemotherapie
  • Alle 30 min Cap wechseln
  • Cap anbehalten bis ca. 1-2h NACH Ende jeder Chemotherapie

Bitte folgendes im Anwendungszeitraum beachten:

  • NICHT föhnen, heiß wickeln, heiß glätten 
  • NUR maximal alle 3 Tage Shampoo verwenden, nur pH neutrales mildes Shampoo
  • KEINE Haare färben bis 3 Monate nach dem letzten Chemozyklus
  • SANFT bürsten und kämmen

Bei welcher Chemotherapie macht die Anwendung Sinn?

Gute Erfahrungen machte man bei folgenden Chemotherapien die das Haar schädigen können

  • Doxorubicin
  • Docetaxel
  • FEC (5-Fluorouracil , Epirubicin , Cyclophosphamid )

In einigen Studien waren die Ergebnisse bei Chemotherapie nach TAC Schema weniger zufriedenstellend. Es ist aber nicht klar, ob der Hintergrund hierfür in der richtigen Anwendung der Cold Caps oder in der starken Haarschädigung durch die Kombination der hierbei verwendeten 3 Chemotherapie – Substanzen liegt.

Wie hoch ist die Erfolgsrate?

Durchschnittlich sind ca. 76% der behandelten PatientInnen mit dem Ergebnis der Haar – Schonung zufrieden. Je nach Studie variieren die Ergebnisse zwischen ca. 50% und 83%.

Eine finnländische Studie  erbrachte folgendes Ergebnis zum Erhalt der Haare durch Kühlung:

  • Doxorubicin      83,3%
  • Docetaxel           76,5%
  • FEC (5-Fluorouracil, Epirubicin, Cyclophosphamid)  78,0%
  • Durchschnittlicher Perückenbedarf  trotz Kühlung     20,3%
  • Empfinden des Patienten “Der Erhalt meiner Haare ist mir wichtig” :   87,5%

Wie vertrage ich die Kühlung meines Kopfes?

Meistens wird die Kühlung gut vertragen. Behandelte Patientinnen beschrieben den Effekt vor Allem anfänglich als Gefühl der stärkeren Kühlung. Sobald sich die Haut aber daran gewöhnt hat (nach ca. 10-15min) wäre das Empfinden ähnlich wie nach Auftragen einer Kühl-Lotion.

Merke: Ein übertriebenes Abkühlen oder gar Einfrieren der Kappe ergibt keinen zusätzlichen Effekt und würde nur zur Schädigung der Haut führen.

Wenn meine Kopfhaut keine Chemotherapie erhält, habe ich dann ein Risiko für Metastasen in der Kopfhaut?

Es gibt 3 Studien, die sich mit diesem Thema beschäftigt haben.

Eine Studie analysierte, dass das Risiko für Metastasen im Bereich der Kopfhaut etwa bei 0,36% liegt. Beobachtet wurden derlei Metastasen ausschließlich bei PatientInnen mit Brustkrebs.

Eine andere Arbeit hat deshalb PatientInnen mit Brustkrebs verglichen deren Kopfhaut während der Chemotherapie gekühlt wurde oder NICHT gekühlt wurde. Die Ergebnisse waren ziemlich identisch. Erstaunlicherweise schnitten die Patientinnen mit gekühlter Kopfhaut sogar einen Hauch BESSER ab. Statistisch signifikant war der kleine Unterschied jedoch nicht.

Somit kann nach aktuellem Wissensstand davon ausgegangen werden, das die Anwendung der Cold Caps kein Gefährdungspotential hat.

Anbei finden Sie den Link zum Vortrag zum Thema Cold Caps zur Vermeidung von Haarverlust durch Chemotherapie.

Vortrag

Cold Caps zur Vermeidung des Haarverlustes bei Chemotherapie

Videos

 

Quelle:

The effectiveness of a scalp cooling cap in preventing chemotherapy-induced alopecia ; 
Päivi Kaarina Auvinen, et al. Department of Oncology, Kuopio University Hospital, Finland; Tumori, 96: 271-275, 2010 
Prevention of chemotherapy-induced hair loss by scalp cooling; Grevelman E.G. (Netherland) , et al.; 
Ann Oncol (2005) 16 (3): 352-358.
Scalp cooling for hair preservation and associated characteristics in 1411 chemotherapy patients - 
Results of the Dutch Scalp Cooling Registry;Corina J. van den Hurk , Eindhoven 6.2.12; Acta Oncologica Feb. 2012,
Scalp metastases and scalp cooling for chemotherapy-induced alopecia prevention; 
C. Christodoulou C. , et al., Ann Oncol (2006) 17 (2): 350.
Incidence of scalp metastases in breast cancer: A retrospective cohort study in women who were offered scalp cooling, 
Lemieux J., Breast Cancer Research and Treatment 118(3):547-52 · March 2009