Tumore der Wirbelsäule

Tumore der Wirbelsäule

Tumore der Wirbelsäule
Bei den Tumoren der Wirbelsäule unterscheidet man zwischen primären Tumoren, die in der Wirbelsäule entstanden sind und sekundären, Tochtergeschwülsten eines anderen Tumors, dessen Zellen über das Blut in die Wirbelsäule gerieten und sich dort angesiedelt hatten.

Autor: Dr. David Kuczer, Facharzt für Radioonkologie und Strahlentherapie

Kooperationspartner für die Behandlung:  Amethyst Radiotherapy Wien  im Cancer Center Vienna der Wiener Privatklinik

Primäre Wirbelsäulentumore 

sind relativ selten. Sie wachsen im Wirbelkörper und können diesen zerstören bzw. aus diesem in die Umgebung wachsen und so zu Defektbildungen und Deformierungen führen. Merkbare Probleme entstehen insbesondere wenn der Tumor in den Rückenmarkskanal wächst und Druck auf die Nerben des Rückenmarks ausübt, woraus je nach betroffener Region Lähmungen an Arm oder Bein bis hin zur Querschnittlähmung resultieren können.

Man unterscheidet gutartige und bösartige primäre Tumore der Wirbelsäule

Zu den gutartigen Wirbelsäulentumoren zählen: Hämangiome, Osteoidosteome, Osteoblastome,  aneurysmatische Knochenzysten, fibröse Histiozytome,  und eosinophile Granulome.

Typisches Leitsymptom sind Schmerzen, seltener kann es auch zu Schwäche in Arm / Bein kommen (sog. neurologischer Ausfall). Oft handelt es sich um Zufallsbefunde.

Die Behandlung orientiert sich am Verlauf, d.h. zunächst erfolgen regelmäßige Kontrollen. Und je nachdem ob und in welche Richtung der Tumor wächst, kann entschieden werden, ob eine Operation sinnvoll ist.

Bösartige Tumore der Wirbelsäule sind z. B. Osteosarkome,  Ewingsarkome oder Chondrosarkome. Hier ist eine radikale Behandlung indiziert, bei der der Tumor möglichst ganz entfernt werden soll. Da es meist sehr schwierig ist den gesamten Wirbelkörper zu entfernen, ist eine Kombination der Operation mit Bestrahlung und/oder Chemotherapie erforderlich.

Sekundäre Tumore der Wirbelsäule ( sog. Metastasen)

entstehen durch Streuung von Tumorzellen, u.a. z.B. bei fortgeschrittenem Prostatakrebs, Lungenkrebs oder Brustkrebs. Durch Botenstoffe können Knochenmetastasen den natürlichen Auf-, bzw. Abbau des Knochens beeinflussen. Dadurch wie auch durch Tumorwachstum im Knochen kann es zu einer Zerstörung des Wirbelkörpers mit Defektbildungen bis hin zum Einbruch des Wirbelkörpers und auch Querschnittslähmungen infolge Einwachsens des Tumors in den Wirbelkanal kommen. 

Diagnose

Bei der körperliche Untersuchung durch einen Neurochirurgen beurteilt man die Funktion der Wirbelsäule und das Gangbild sowie die neurologische Symptomatik wie z.B. Schmerzen, oder Einbußen der Kraft, Koordination und Sensibilität. 

In der Röntgenuntersuchung können Auflösungserscheinungen oder Verfestigungen des Wirbelkörpers gesehen werden.
Eine genauere Beurteilung der Ausdehnung des Tumores und dessen Bezug zu Nachbarstrukturen ist mit einer Computertomographie (CT) bzw. Kernspintomographie (MRT) möglich. Im CT kann man besser Knochenstrukturen erkennen und beurteilen wo Auflösungserscheinungen sind. Im MRT bilden sich die Weichteile deutlicher ab und man sieht besser ob der Tumor in den Wirbelkanal reicht. Die Abgrenzung des Tumorgewebes zum normalen Gewebe kann durch Kontrastmittel verbessert werden.
Durch eine Knochenszintigraphie können auch sehr kleiner Tumore an anderer Stellen des Körpers nachgewiesen werden. Diese sehr empfindliche Methode erlaubt einen Überblick über das gesamte Skelett-System des Körpers.
Eine Positron-Emissions-Tomographie (PET)  zusammen mit einem CT kann sehr kleine Herde (je nach Stoffwechselaktivität ab ca. 3-5mm) erkennen. Die Genauigkeit der Erkennung von bösartigen Tumoren ist hoch und liegt bei ca. 80%, kann aber nicht bei allen Tumorarten angewandt werden.

Behandlungsmöglichkeiten


Konservative Behandlung mit Medikamenten und Substanzen

Die konservativen Behandlungen umfassen alle Therapien, die nicht operativ sind. So zählt die Behandlung durch Schmerzmittel und Medikamente, die die Dichte des Wirbelkörpers verbessern zu deren wichtigsten Einsatzgebieten. Einige Tumore der Wirbelsäule sind auch empfindlich gegenüber Chemotherapie bzw. Immuntherapie. Zusätzlich kann auch die Anwendung von radioaktiven Substanzen, die im Knochen tumorzerstörend wirken und nach einigen Stunden bis wenigen Tagen ausgeschieden werden, sinnvoll sein.

Operation

Wenn das Rückenmark vom Tumor bedrängt wird kann eine Operation (z.B. Laminektomie) Abhilfe schaffen und das Rückenmark vom Druck befreien und so eventuelle neurologische Ausfälle  wie z.B. Lähmungen oder Schmerzen lindern bzw. beseitigen/vermeiden. Selbst wenn dabei der Tumor nicht komplett entfernt werden kann und damit die eigentliche Prognose nicht wesentlich verbessert wird, so kann doch die Lebensqualität durch die Operation erhalten oder deutlich verbessert werden. Durch die zusätzliche anschließende Behandlung mit Bestrahlung und konservativen Methoden soll der Tumor vor Ort (Bestrahlung) bzw. im Körper (konservative Behandlung) bekämpft werden, um damit die Prognose zusätzlich zu verbessern.

 Bestrahlung

 Da durch eine alleinige Operation meist keine vollständige Entfernung des Tumores möglich ist, erfolgt routinemäßig eine anschließende Bestrahlung der betroffenen Wirbelkörper. Die Bestrahlung ist eine effektive Methode mit der der restliche Tumor in der Wirbelsäule abgetötet und das Risiko für ein erneutes Wachsen des Tumores vor Ort deutlich reduziert wird. Dabei wird vom behandelnden Radioonkologen eine individuelle Therapie vorgeschrieben, die Art und Ausbreitung der Tumorerkrankung sowie das Befinden des Betroffenen abwägt. Dadurch soll die best erzielbare Wirkung bei gleichzeitig guter Verträglichkeit der Behandlung erreicht werden. Durch die rasch voranschreitende technische Modernisierung der Radioonkologie (Strahlentherapie) wurde es nunmehr möglich in ausgewählten Fällen therapeutisch hoch effektive Behandlungsdosen am Tumor anzuwenden und dennoch dicht anliegendes gesundes Gewebe zu schonen. Zu diesen modernen Methoden zählen die hochpräzise extracranielle Stereotaxie und die am MedAustron entstehende Protonentherapie .

Autor: OA Dr. David Kuczer